ANALOGIEN  oder
Reflexion des Verhältnisses von Gegenstand und Begriff

Wir sehen in dieser Ausstellung mit dem Titel Analogien neue Arbeiten des Künstlers Jürgen Ferdinand Schlamp aus Deutschland. Die konkreten Arbeiten Jürgen Ferdinand Schlamps zeigen eine Welt klangvoller Beziehungen und Verläufe. Fast könnte man meinen, man befinde sich in einem Raum mit Musik, in dem man kräftige Klänge, aber auch leise Töne hört.

Aber man könnte auch fragen: Wo ist eigentlich das Thema? Was wird eigentlich dargestellt? Tatsächlich sind ja keine bekannten Gegenstände, keine Personen oder Landschaften zu sehen.

Versuchen wir gemeinsam einen Ansatz:

Schwache Farben stehen neben intensiven Farben, kalte Farben, die uns kaum berühren, betonen die warmen, die uns sicher und ruhig werden lassen, bunte, klare Farben neben grauen Farben wie ein Gegensatz zwischen hellem Licht und verschatteten Augenblicken, alles deutet auf Unterschiedlichkeiten unseres Lebensgefühls hin.

Ähnliche Diffenzierungen veranlassen auch die einmal kräftigen, ein anderes Mal schmalen, schwächer wirkenden Formen. Ihre Ähnlichkeit lässt eine Korrespondenz zwischen ihnen entstehen, Positives wie Negatives bedingt sich gegenseitig. Alle Formen werden durch einen weißen Hintergrund auf Distanz zueinander gehalten, als ob sie schweben würden wie präzise Bemerkungen in einem nicht näher bestimmbaren Umfeld.

Jürgen Ferdinand Schlamp beschränkt sich nicht auf die Darstellung der sichtbaren Umwelt, vielmehr konzentriert er sich auf Strukturen unserer subjektiven Wirklichkeit. Er bildet nicht ab, wie es eine Kamera machen würde, sondern fragt nach Regeln und Strategien, die die Wahrnehmung leiten. Es entsteht eine Bilder-Welt der Konzentration auf das Wesentliche, das Allgemeine.

In neuen Arbeiten erweitert er seine Bildsprache um die dritte Dimension des Räumlichen. Während in den flächigen Arbeiten Bildelemente in ihren Beziehungen zueinander mit Konsequenz und Eindeutigkeit vorgestellt werden, verändern sich die Blickwinkel und die Eindrücke des Betrachters beim langsamen Umwandern der Plastiken. Je nach dem augenblicklichen Standpunkt scheinen sich einzelne Teile nach oben oder nach unten zu bewegen, sie entziehen sich einer genauen Festlegung.

So ist der Titel der Ausstellung zu verstehen: Jürgen Ferdinand Schlamp stellt uns in seinen Arbeiten Analogien zu unserer eigenen Wahrnehmung von Wirklichkeit vor. Er lädt uns ein zu einer Reflexion über unsere eigenen Grundlagen.

(Textentwurf für Herrn Rolf Welberts, Deutscher Botschafter in der Republik Sudan, anlässlich der Ausstellung J.F. Schlamp in Khartoum, 2015)


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